Hirnschädigung durch äußere Einwirkung

Durch Druckeinwirkung von außen wie bei einem Sturz auf den Kopf, einem Unfall mit Kopfverletzung oder sonstiger Fremdeinwirkung kann Hirngewebe zerstört werden. Hierbei kann – auf der Seite des Aufpralls oder auch (als Contre coup) aufgrund des beim Aufprall an die gegenüberliegende Schädelwand gedrückten Gehirns auf der gegenüberliegenden Hirnseite – Hirnsubstanz durch die Prellung verletzt werden, es können Faserverbindungen aufgrund der auftretenden Kräfte durchtrennt werden, und auch durch sekundär hervorgerufene Blutungen oder Ödeme kann Gewebe geschädigt werden.

Hypoxie (hypoxischer Hirnschaden)

Eine Hypoxie (d.h. eine Hirnschädigung aufgrund einer Mangelversorgung des gesamten Gehirns mit Sauerstoff) kann nach einer Wiederbelebung / Reanimation zum Beispiel nach Schlaganfall sowie nach Narkosezwischenfällen, Erstickungs-, Ertrinkungs- oder Vergiftungsunfällen u.a. auftreten. Die Schwere der Schädigung ist dabei abhängig von der Dauer der Unterversorgung. Bereits nach 3 Minuten mangelnder Sauerstoffversorgung können Nervenzellen des Gehirns unwiederbringlich / irreversibel zugrunde gehen. Sie schrumpfen zusammen und bilden dabei sogenannte Nekrosen. Obwohl hiervon generell das ganze Gehirn betroffen ist, sind bestimmte Hirnregionen (z.B. im Kleinhirn) besonders anfällig, das heißt in diesen Regionen sterben die Nervenzellen zuerst ab.

Bei schweren hypoxischen Hirnschäden fallen die Patienten zunächst in ein tiefes Koma, danach meist in das sogenannte Wachkoma / Apallisches Durchgangssyndrom. Ein großer Teil der Patienten bleibt über Jahre in diesem Wachkoma. Patienten, die daraus erwachen, haben und behalten in der Regel schwere und vielfältige motorische, sensorische und kognitive Beeinträchtigungen.

Entsprechend des diffusen Charakters der Schädigung verursacht eine Hypoxie meist auch eine diffuse Sprach- und Sprechstörung, welche von Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Konzentration und des Gedächtnisses, der visuellen und auditiven Wahrnehmung stark überlagert ist und treffender als Kommunikationsstörung bezeichnet werden sollte.

Auch wenn oft nur sehr begrenzte Therapieerfolge erreicht werden können und das Wiedererlernen von Funktionen nach einem hypoxischen Hirnschaden äußerst mühsam und langwierig sind, ist eine aktivierende und stimulierende Therapie grundsätzlich indiziert. Zielsetzung, Inhalte und Ausmaß der Therapie müssen sehr individuell an die Leistungsfähigkeit des Patienten angepasst werden. Eine Beratung der oftmals stark belasteten Angehörigen ist hierbei grundlegender Bestandteil der Therapie.

Schädelhirntrauma

Patienten mit schweren Hirnverletzungen leiden meist unter vielfältigen neurologischen und neuropsychologischen Störungen. Dazu gehören neben motorischen Störungen Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und des Lernens, der Planung und Problemlösung sowie der visuellen oder der auditiven Wahrnehmung sowie psycho-affektive Störungen.

Wenn nach einem Schädelhirntrauma auch das Sprachvermögen betroffen ist (Aphasie), sind diese Störungen von den oben genannten oft nur schwer abzugrenzen. Es ist dann etwa schwer zu beurteilen, ob ein Wort nicht gefunden wird, weil der Zugriff zu dem Wortschatz gestört ist oder weil der Patient sich in dem Moment „nur“ schlecht auf die Aufgabe konzentrieren kann. Häufig ist die generelle Interaktion mit Gesprächspartnern oder die Verarbeitung von Texten beeinträchtigt.

Nach einem Schädelhirntrauma kann es aber auch zu einer Sprechstörung / Dysarthrie kommen, die sich anfangs in der völligen Unfähigkeit zur Produktion von Sprachlauten (Anarthrie) äußern kann. In den ersten Wochen nach dem Trauma findet meist im Zusammenhang mit dem Abschwellen des Gehirns eine deutliche Spontanremission, d.h. eine spontane (wenn auch nicht vollständige) Rückbildung der Symptomatik statt. Für die verbleibenden Störungen ist auch Monate und Jahre nach dem Ereignis eine Sprachtherapie sinnvoll und angezeigt.

Unsere ehemalige Mitarbeiterin Eva-Maria Engl-Kasper hat bei den Würzburger Aphasietagen 2019 gemeinsam mit Christina Adam-Geiß, die als Kind ein Schädelhirntrauma erlitten hat, einen Workshop angeboten: Träume, Hoffnungen, Grenzen und immer wieder Neuanfänge – 50 Jahre Leben nach frühem Schädelhirntrauma. Hier geht es zum Bericht